Jeder Betrieb braucht gute Führungskräfte, um erfolgreich zu sein. Und eine gute Führungskraft braucht vor allem eines: Mitarbeiter, die bereit sind, ihr zu folgen – auch über einen langen Zeitraum hinweg. Gerade im Gastgewerbe, wo qualifizierte Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt heiß umworben werden, trennt sich hier die Spreu vom Weizen: Wer als Führungskraft nicht ankommt, läuft über kurz oder lang Gefahr, alleine dazustehen.
Fliegende Töpfe und Pfannen, ein Küchenchef mit hochrotem Kopf, lautes Gebrüll und ein kleinlauter Lehrling mit eingezogenen Schultern – diese Szene beschreibt treffend das immer noch populäre Klischee des cholerischen Chefkochs. Während Filme und TV-Shows dieses öffentlich verbreitete Bild des wutschnaubenden Küchendiktators heute gerne als humoristisches Element nutzen, haben Lehrlinge und Gesellen, die in der Realität tagtäglich mit einem solchen Exemplar arbeiten müssen, wenig zu lachen. Die gute Nachricht ist, dass diese Gattung Führungskräfte seltener wird. Viele Absolventen einer Kochlehre wissen jedoch aus eigener Erfahrung, dass dieser Typus Küchenchef und sein diktatorisches Führungsverhalten früher weitverbreitet waren. Und leider gibt es noch immer Köche, die die Asche dieser Erfahrungen in die nächste Generation tragen.
Nicht nur in der Küche, auch in anderen Bereichen der Gastronomie und Hotellerie weht heute aber vielerorts ein deutlich frischerer Wind. Moderne Führungskräfte wissen um den hohen Wert eines zufriedenen Mitarbeiters und seine Bedeutung für das Wohl des Betriebs. Und gut geführte Mitarbeiter sind in der Regel zufrieden, motiviert und engagiert. Der Weg zum Ziel ist dementsprechend der richtige Führungsstil. Und der, so weiß man mittlerweile, ist keinesfalls angeboren oder unwiderruflich im Charakter einer Person festgelegt. Guten Stil kann man sich aneignen – auch als Führungskraft. Vorausgesetzt man ist bereit an sich zu arbeiten.
Doch der Reihe nach: Die drei klassischen Führungsstile wurden von Kurt Levin (1890 – 1947), dem Pionier der modernen Sozialpsychologie, definiert. Er unterschied zwischen den folgenden drei Ausprägungen:
Wer jetzt versucht, sich selbst oder seine eigene Führungskraft in diese drei Führungsstil-Schubladen zu quetschen, wird schnell feststellen, dass dies gar nicht so einfach ist. Zwar sind diese Grundstile im Gastgewerbe noch immer verbreitet, jedoch darf man sie nicht pauschalisieren. Vielmehr geht es in der heutigen komplexen Arbeitswelt darum, verschiedene Stile zu beherrschen – um diese je nach Situation ganz bewusst zum Vorteil des Betriebs einsetzen zu können. Gute Führung heißt dementsprechend, zu wissen, welche Wirkung ein gewisses Handeln erzielt. Obwohl es natürlich durchaus eine Persönlichkeitsfrage ist, welcher Stil im Berufsalltag am stärksten ausgeprägt ist, bedeutet das im Umkehrschluss, dass es keine „besseren“ oder „schlechteren“ Führungsstile gibt. Lediglich „passendere“ oder „unpassendere“ auf die jeweilige Situation bezogen.
Kaum jemand wird beispielsweise bestreiten, dass bei einem Einsatz der Berufsfeuerwehr ein autoritär handelnder Vorgesetzter und nicht etwa Diskussionen zum Erfolg führen – seine fachliche Kompetenz vorausgesetzt. Auch in der Küche muss in Stoßzeiten die Führungskraft das Kommando haben, damit alles reibungslos läuft. Das erfordert allerdings in der Regel weder Gebrüll noch fliegende Töpfe oder unsachliche Beschimpfungen. Letzteres werden gerade jüngere Mitarbeiter ohnehin nicht lange erdulden.
Vielmehr ist es ratsam, in weniger stressigen Zeiten z. B. den Verbesserungsvorschlägen der Mitarbeiter ein aufmerksames Ohr zu schenken – also in den kooperativen Führungsstil zu wechseln. Der ist heute ohnehin stark auf dem Vormarsch, auch im Gastgewerbe.
Tatsächlich besteht ein häufig zu beobachtender Führungsfehler darin, dass in vielen Betrieben der Branche heute gar nicht mehr geführt wird. Stattdessen wird nur angewiesen: ‚Tu dies, tu das!‘ Und stimmt das Ergebnis nicht, dann folgt der Rüffel. Mit Führung hat das wenig zu tun. Vielmehr scheitert es in solchen Fällen bereits an der richtigen Kommunikation – und oftmals auch an der vorherigen Befähigung des Mitarbeiters, eine Aufgabe richtig zu erledigen.
„Eine führungslose oder schlecht geführte Mannschaft erreicht nur selten ihr Ziel.“
Deshalb benötigen angehende Führungskräfte in der heutigen Arbeitswelt auf jeden Fall Unterstützung bei der Vorbereitung auf ihre vielfältigen Aufgaben. Im Idealfall beherrschst du ein ganzes Orchester an Führungsinstrumenten, denn du hast es heute in ihren Teams meist mit den unterschiedlichsten individuellen Charakteren zu tun. Erlernbar sind diese Instrumente in speziellen Seminaren, Coachings oder im Rahmen von Weiterbildungen.
Und schließlich sollten Führungskräfte auch gute Vorbilder sein. Getreu dem Motto: „Nur wer sich selbst gut führen kann, kann andere gut führen“. Das erfordert Selbstreflexion. Wie gut kenne ich mich selbst? Weiß ich, was für ein Führungstyp ich bin und wie ich in bestimmten Situationen ticke? Wie gut kann ich bestimmte Situationen reflektieren und erkennen, was mein Anteil am Geschehenen ist? Wenn diese Selbsteinschätzung gut funktioniert, ist die wichtigste Voraussetzung, eine gute Führungskraft zu werden, erfüllt.
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